Wir sind wieder dabei!
Ausstellungsbesuch in der VHS Bielefeld: Aus der Asche von Sobibor
Die „Sobibor AG“, in der Jugendliche und Erwachsene aus Reihen der Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau, der Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen und dem Haus der Generationen in Stolzenau zusammenarbeiten, bietet am
1942 hatten die Nationalsozialisten im ostpolnischen Sobibor eines der drei Todeslager der so genannten Aktion Reinhardt“ errichtet, deren Ziel die Vernichtung der Juden in Ost- und Südostpolen war. Allein in Sobibor wurden mindestens 250 000 Menschen ermordet. Am 14. Oktober 1943 fand in diesem Lager ein erfolgreicher Aufstand der jüdischen Häftlinge statt. Von den 600 sogenannten Arbeitshäftlingen“ konnten ca. 400 mit dem Mut der Verzweiflung fliehen, aber nur 47 überlebten bis zum Kriegsende. Ihnen verdanken wir das Wissen über die dortigen Geschehnisse, besonders dem Niederländer Jules Schelvis und dem gebürtigen Polen Thomas Blatt aus den USA, der in der letzten Woche verstarb. Und so weit weg uns allen Sobibor auch erscheint: 15 Opfer des Vernichtungslagers hatten verwandtschaftliche Beziehungen zu Stolzenauer Familien, zwei von ihnen waren gebürtige Stolzenauer!
Erinnerung!
Wir freuen uns, Sie zu einer ungewöhnlichen Theateraufführung einladen zu dürfen:
„No title – Ohne Titel“
Ein Theater-Requiem zum Thema „Holocaust“ der Theatertruppe „teatralny quadrat“ aus Belarus unter der Autorin und Regisseurin Anna Sulima
Sonntag, 27. September 2015, 18 Uhr, Kleines Theater am Weingarten, Königswall, 32423 Minden (über dem Mindener Jazzclub)
Mittwoch, 30. September 2015, 19:30 Uhr, Aula der Hauptschule Liebenau, Schloßstr.10, 31618 Liebenau
Eine Kooperation von AG Alte Synagoge Petershagen, Haus der Generationen Stolzenau und der Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau
Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Spende gebeten.
Das Theater-Requiem ist Erinnerung an etwa 6 Millionen Holocaust-Opfer. Welche Bedeutung haben für den modernen Menschen folgende Wörter: Völkermord, Ghetto, Konzentrationslager, Holocaust? Warum sollte sich der Mensch erinnern? Soll der Mensch über den Holocaust Bescheid wissen und sich an die Tragödie der Juden Europas erinnern? Wie viel Zeit braucht der Mensch, um zu vergessen, was Kultur ist? Und überhaupt, was ist Kultur? Was denken und wie fühlen sich die Menschen ohne Schuld schuldig zu sein, in ständiger Angst und Schrecken in Wagen in die Ghettos und Konzentrationslager gebracht zu werden? Sie mussten Demütigung und Missbrauch ertragen und gleichzeitig immer noch mit Stolz und Schmerz den Davidstern tragen, genau wissend, dass sie sterben würden, aber … Die Hoffnung hat jeder Mensch, sie wärmt die Seele und hilft zu überleben. Es hängt alles davon ab, wie tief man daran glaubt.
Das „Theatralische Labor des Experiments“ wurde auf Initiative d er Regisseurin Anna Sulima in der Geschichtswerkstatt (Minsk, Belarus) gegründet. Zunächst gab es die Idee, eine Aufführung über den Holocaust auf dem Territorium des ehemaligen Minsker Ghettos auf die Bühne zu bringen. Man plante, eine Gruppe belarussischer Menschen anzuwerben, die an der Geschichte des Holocaust Interesse haben. Die Besonderheit der künftigen Inszenierung sollte die Tatsache sein, dass junge Leute – Freiwillige, die keine professionelle Schauspielausbildung haben – dadurch selbst zu Schauspielern werden. Die jungen Teilnehmer/innen setzten sich tief mit dem Thema Holocaust auseinander und bearbeiteten das unterschiedlich e Material für die zukünftige Aufführung, d.h. in dieser Zeit wurden verschiedene Dokumente und Zeugnisse der Häftlinge des Minsker Ghettos und der Konzentrationslager Europas studiert, Fotos, Dokumentar- und Spielfilme durchgesehen. Im Stück soll eine starke Körpersprache (Mimik, Bewegung und Gestik) die Fantasie und Vorstellungskraft bei den Zuschauern wecken. Das Theaterspiel illustriert kein jüdisches Leben als solches, es gibt keine Reihenfolge der Handlungen, aber eine Menge von Bildern, Metaphern und Philosophie. Es erklingen authentische Auszüge aus den Erinnerungen und Träumen von Menschen, die selbst Schweres durchmachen mussten. Man will von Schablonen und Klischees abweichen, die Gestalt der Flüchtigkeit in der Aufführung unterstreichen, eine mächtige energiegeladene Kraft im Zuschauer durch Bildhaftigkeit und Ausdruckskraft erregen, den Zuschauer zum Nachdenken über die vorgeschlagene Thematik anregen. Auch will man in der Inszenierung viele Fragen aufrollen, die der Zuschauer selber beantworten soll.
Kontakt:
Wolfgang Battermann, AG Alte Synagoge Petershagen, 05707/ 1378
Martin Guse, Dokumetationsstelle Pulverfabrik Liebenau, 05023/ 1575
Ute Müller, Haus der Generationen Stolzenau, 05761/ 902696