Aktuelle Stimmen zum Krieg in der Ukraine

Wer sich aus erster Hand informieren möchte, findet hier Interviews mit verschiedenen Perspektiven aus Polen, Ukraine, Belarus, Russland.

https://www.zeitschrift-kulturaustausch.de/de/archiv/blick-in-die-ukraine

Das zweite Interview hat unser Freund und Kooperationspartner Anatolii Podolskyi gegeben, Historiker und Leiter des Ukrainischen Zentrums für Holocaust-Studien. Er hält sich weiterhin in Kiew auf. Shabbat Shalom, Tolja!

Buchvorstellung und Diskussion: Rechte Bewegungen auf dem Land

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Im Mehrgenerationenhaus Haus der Generationen Stolzenau, Oldemeyerstr. 9, findet am Mittwoch, den 11.12.2019 um 19:00 Uhr eine Buchvorstellung und Diskussion statt.

In Deutschland, Europa und weltweit erstarken extrem rechte Positionen. Von rechten Parteien über rechtsextreme Jugendbewegungen bis zu völkischen Siedlungsprojekten sind menschenfeindliche Ansichten und Strukturen im Aufschwung. Diese Entwicklung macht auch vor Norddeutschland keinen Halt. Gerade in ländlichen Gegenden um uns herum versuchen extreme Rechte, ihre diskriminierende Weltanschauung salonfähig zu machen.

Wir wollen uns dieser Entwicklung entgegenstellen! Am 11.12.2019 kommt die Journalistin und Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke nach Stolzenau, um ihr aktuelles Buch „Völkische Landnahme“ vorzustellen, über den aktuellen Rechtsruck und den regionalen Kontext zu diskutieren.

Ihr Buch zeigt, wie sich seit Jahren junge Rechtsextreme in ländlichen Regionen ansiedeln, alte Geschlechterbilder und autoritäre Erziehungsmuster verherrlichen. Sie tarnen sich mit ökologischer Landwirtschaft und pflegen nationales Brauchtum, gehen in örtliche Vereine und die lokale Politik. Andrea Röpke zeigt die historischen Wurzeln und aktuellen Vernetzungen auf, die bis in die Parlamente reichen. Dabei wird deutlich: Hier handelt es sich um eine unterschätzte Gefahr.

Organisiert wird die Veranstaltung als Kooperationsprojekt des Vereins Haus der Generationen Stolzenau e.V. mit der Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau e.V., in Verantwortung von WABE e.V.  (im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“) .  

 

EINLASSVORBEHALT:

Für Menschen, die einen Ort suchen, an dem sie ihre rassistischen, sexistischen, ho- mophoben oder anderweitig menschenverachtenden Ansichten verbreiten können, ist bei der Veranstaltung kein Platz.

Die Veranstalter*innen behalten sich gemäß § 6 Versammlungsgesetz vor, den Teilneh- mer*innenkreis der Veranstaltung einzuschränken und von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen.
Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, sexistische, nationalistische, militaristische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen. 

Besuch in der Alten Synagoge Petershagen

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Eine Gruppe von jungen Menschen aus dem Landkreis Nienburg besuchte kürzlich auf Initiative von Ute Müller (Haus der Generationen Stolzenau) und Martin Guse (Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau) die Alte Synagoge Petershagen. Kooperationspartner Wolfgang Battermann erläuterte in seiner Führung die Geschichte des in Norddeutschland einmaligen erhaltenen Ensembles aus Synagoge, Schule und jüdischem Friedhof, sowie die Hintergründe der Verfolgung und Ermordung des größten Teils der einstigen Petershäger jüdischen Gemeinde.

Soweit nichts Ungewöhnliches, die Synagoge ist jeden Sonntag für Interessierte geöffnet, die mehr über diesen Teil der regionalen Geschichte erfahren wollen. Ungewöhnlich jedoch: diese jungen BesucherInnen sind aus Afghanistan, der Elfenbeinküste, dem Irak, Syrien oder Mazedonien geflüchtet – und sie sind fast alle Muslime. Religion ist für sie selbstverständlicher Teil ihres Lebens, aber Berührungsängste oder Vorbehalte gegenüber anderen Religionen gibt es unter ihnen nicht. „In meiner Schule hatte ich mehr christliche als muslimische Freundinnen“, so eine junge Frau aus dem Irak. Auch das Interesse an der jüdischen Geschichte und Religion ist groß, und die Erkenntnisse darüber, wie viele Ähnlichkeiten es zum Islam gibt, nicht minder. Rituelle Bäder, Moses oder Abraham, die Namen der Monate im Kalender, ein abgetrennter Bereich für Frauen im Gottesdienst? „Das kennen wir ja alles“, war von vielen zu hören.

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Nicht nur das, manchmal entdecken die  Jugendlichen auch Parallelen zu ihrem eigenen Leben in der früheren Heimat.  Ausgrenzung, Verfolgung, Flucht, Todesangst, Verlust von Heimat und Angehörigen sind ihnen nicht fremd. Was den jüdischen Familien in Deutschland vor über 70 Jahren widerfahren ist, haben Nor, Maryam, Mohammed und die anderen selbst erlebt. Solche Formen des Gedenkens, wie den Erhalt der Synagoge, die Stolpersteine oder die geplante Fahrt von Dmytro Vasyltsov mit dem Rollstuhl von Schostka in der Ukraine nach Liebenau (die HARKE berichtete), kannten sie allerdings bisher nicht. Und dass die Übereinstimmung zwischen den Geschichten derjenigen, die früher aus Deutschland fliehen mussten und ihren eigenen Erlebnissen so groß sind, wussten sie auch nicht – und nun wollen sie mehr erfahren. Deutschland ist das Land, in dem sie ihre Zukunft sehen, und dann gehört es für sie auch dazu, die deutsche Geschichte zu kennen.

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Darum trifft sich die Gruppe am nächsten Samstag zu einem Rundgang durch Stolzenau, bei dem Ute Müller am Beispiel des Schicksals der Familie Lipmann die Geschichte der jüdischen Gemeinde  in Stolzenau darstellen wird. Und wieder wird es dabei um Verfolgung, Vertreibung und Tod gehen, Themen die diesen jungen Leuten näher sind als vielen in Deutschland Geborenen im selben Alter.

An diesem Tag werden auch die bereits verlegten acht Stolpersteine in Stolzenau wieder geputzt, wie schon im letzten Jahr rund um den 9. November, den Jahrestag der Pogromnacht. Menschen, die vor Fanatismus und Gewalt aus ihrer Heimat fliehen mussten, helfen so mit, das Gedenken an diejenigen wachzuhalten, die Ähnliches in Deutschland erlitten. Dass die jungen Menschen auch bei der nächsten Stolpersteinverlegung in Stolzenau am 6. Dezember dabei sein wollen, ist für sie jetzt schon selbstverständlich.

Internationale Begegnung 2015: 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs

Ein interessanter Artikel in der Harke vom 6.5.2015 über unser Kooperationsprojekt mit der Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau:2015-05-06 Karl Payuk

Ein großer Teil des Workshops sowie das Zeitzeugengespräch mit Karl Payuk fanden im Mehrgenerationenhaus Stolzenau statt.

DSC03182Die Teilnehmenden erfuhren außerdem während eines Rundgangs durch den Ort und über den jüdischen Friedhof viel Neues über die Geschichte der jüdischen Familien aus Stolzenau. DSC03326Zum ersten Mal seit der Verlegung wurden dabei die Stolpersteine in Stolzenau geputzt – von unserem Besuch aus Belarus und der Ukraine!Fotos: privat

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